Mittwoch, 16. Juni 2010

Rosen aus Nachbarins Garten














Das Mai-Wetter war Rosenwetter.
An allen Ecken wuchert und blüht es.














Einen großen Zweig durfte ich mitnehmen.
Fast einen halben Meter lang.














Unglaublich dieser Duft..


"Lass mich eine Stunde lang einatmen,
einen einzigen, unermesslichen Atemzug nehmen dürfen
aus den weichen Blütenblättern einer üppigen leuchtenden Rose,
dass ich mich bis an den Rand erfüllt fühle von Rosenduft.

Lass ihn mich ausatmen dürfen
nicht durch die Nase,
sondern durch die Poren meiner Haut,
dass ich durch die Tage gehe,
fast als wäre ich Rose.

Lass mich Sonnenschein sein an einem Augustmorgen,
dass ich mich als Glitzern auf den Fluss lege
unter spielenden Schwalben
oder als Blitzen über eine Hauswand gleite,
wenn jemand irgendwo ein Fenster öffnet,
in dem ich mich gespiegelt habe für Minuten.

Lass mich Wind werden für eine Handvoll Augenblicke,
dass ich stürmisch wüten könnte und es nicht täte,
weil ich lieber als Streicheln über Gesichter ginge
oder als tausendfaches Winken durch die Blätter deiner Bäume.

(Franziska Feinäugle, Auszüge aus "Verrücktes Gebet")

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